Konjunkturelles Umfeld

 

Die Expansion der Weltwirtschaft geht mit einer Delle aus dem Jahr 2019. Der deutliche Abwärtstrend ließ sich auch bis zum Ende des Jahres nicht korrigieren. Insgesamt lag das weltweite Wirtschaftswachstum 2019 bei 2,9 Prozent und damit deutlich unter den Vorjahreszahlen (2018: + 3,6 Prozent). Als Gründe für die schwache globale Konjunktur lassen sich der Handelsstreit zwischen den USA und China, die sich in die Länge ziehenden Austrittsverhandlungen Großbritanniens mit der EU und auch strukturelle Belastungsfaktoren wie ein geringeres Wachstum der Produktivität, vor allem in der Automobilindustrie, ungelöste Probleme in den Schwellenländern, zunehmende Anti-Regierungsproteste wie etwa in Frankreich oder Chile und die sich anbahnenden Konflikte zwischen den USA und dem Iran anführen. Mit sinkendem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts sowohl in China als auch in den USA verloren die beiden größten Volkswirtschaften der Welt deutlich an Dynamik. Damit verzeichnete das Jahr 2019 den geringsten globalen Zuwachs seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 / 2009.

  • Anhaltender Konsum, hohe Beschäftigungsquote und florierende Bauwirtschaft stützen die deutsche Konjunktur.
  • Rückgang der Exportdynamik in Deutschland auf + 0,9 Prozent (2018: + 2,1 Prozent)
  • Gedrosselte Produktion in der Automobilindustrie schwächt globale Konjunktur.

Wie schon 2018 hat die Wachstumsdynamik in Deutschland, dem größten Einzelmarkt der Würth-Gruppe, auch 2019 nachgelassen. Das BIP legte im vergangenen Jahr nur noch um 0,6 Prozent zu, nach 1,5 Prozent im Vorjahr und 2,2 Prozent im Jahr 2017. Damit verzeichnete die deutsche Wirtschaft 2019 das niedrigste Wachstum seit sechs Jahren und stand an der Schwelle zur Rezession. Besonders deutsche Schlüsselbranchen wie die Automobilhersteller und der Maschinenbau sowie die Elektro- und Chemieindustrie bekamen das deutlich zu spüren.

Dass das BIP in Deutschland dennoch geringfügig gesteigert werden konnte, lag am anhaltenden Konsum, der hohen Beschäftigungsquote sowie an der für Würth so wichtigen Bauwirtschaft, die in Deutschland einen Umsatz in Höhe von 137,2 Milliarden Euro (2018: 126,6 Milliarden Euro) erzielte. Damit steigerte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 8,4 Prozent. Der Auftragseingang lag im Gesamtjahr 2019 mit 86,1 Milliarden Euro um 8,2 Prozent über dem Vorjahreswert.

Im Handwerk, einem der zwei Schlüsselmärkte für die Würth-Gruppe, hielt auch 2019 das konjunkturelle Hoch an, obgleich mit einem geringeren Wachstum als noch im Vorjahr. Insgesamt stiegen die Umsätze der Handwerksbetriebe in Deutschland 2019 um 3,8 Prozent (2018: + 4,9 Prozent). Auch die Beschäftigungszahl im Handwerk stieg um etwa 40.000 Personen leicht an. Dennoch spürten viele Betriebe den Fachkräftemangel, viele Ausbildungsplätze blieben unbesetzt. Die Produktion in der Metall- und Elektroindustrie, einer weiteren wichtigen Säule für die Würth-Gruppe, rutschte bereits in die Rezession und verharrte dort das komplette Jahr 2019. Im Gesamtjahr 2019 lag die M+E-Produktion um 5,1 Prozent unter dem Vorjahr (2018: + 1,4 Prozent). Gründe hierfür waren krisenbedingte Produktionsrückgänge, vor allem in der Automobilindustrie. Die deutsche Automobilindustrie fertigte 2019 mit knapp 4,7 Millionen Fahrzeugen erneut weniger Autos als 2018 (5,1 Millionen), was einem Produktionsminus von 8,9 Prozent entspricht (2018: – 9,3 Prozent). Die Produktion im Maschinenbau erlebte 2019 ebenfalls einen Abschwung und verbuchte ein Minus von 2,0 Prozent (2018: + 2,1 Prozent).

Das Bruttoinlandsprodukt der 19 Länder der Europäischen Währungsunion steigerte sich 2019 nur noch um 1,2 Prozent. Damit wuchs die Wirtschaft in der Euro-Zone das zweite Jahr in Folge langsamer als im jeweiligen Vorjahr. 2018 lag das Wachstum noch bei + 1,9 Prozent. Auslöser hierfür waren die anhaltenden globalen Handelsstreitigkeiten, die schrumpfende Wirtschaft Frankreichs und Italiens sowie die Brexit-Lähmung. Auch die Volkswirtschaft in Spanien, die viertgrößte der Euro-Zone, konnte mit einem Wachstum von 2,0 Prozent im Jahr 2019 nicht an das Vorjahresniveau (2018: + 2,6 Prozent) anknüpfen. Das Konjunkturwachstum in Italien reduzierte sich 2019 deutlich um 0,6 Prozentpunkte. Die Konjunktur wuchs nur noch um 0,2 Prozent (2018: + 0,8 Prozent). Schon seit Jahren gilt die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone als Sorgenkind und leidet laut Ökonomen unter zu viel Bürokratie und einem sehr starren Arbeitsmarkt. Das von Streiks aufgrund der Rentenreform Emmanuel Macrons gebeutelte Frankreich erlebte 2019 eine wirtschaftliche Beinahe-Flaute und schloss mit einer Wachstumsrate von 1,2 Prozent ab (2018: + 1,7 Prozent).

Großbritanniens Wirtschaft schwächelte auch 2019 aufgrund der Belastungen durch den Brexit, den das Land Ende Januar 2020 in einem historischen Schritt vollzog. Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts steigerte sich zwar um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, war jedoch mit + 1,4 Prozent nach wie vor schwach (2018: + 1,3 Prozent).

Das Wachstum der US-amerikanischen Wirtschaft ging 2019 schrittweise zurück, dennoch verzeichneten die USA eine stärkere Entwicklung als die gesamte Euro-Zone. Das BIP stieg im Jahr 2019 um 2,3 Prozent (2018: + 3,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag mit 3,6 Prozent erneut unter dem Vorjahresniveau (2018: 3,9 Prozent).

Die Wirtschaft Chinas wuchs 2019 so langsam wie seit 1990 nicht mehr. Wie das Pekinger Statistikamt berichtet, legte die zweitgrößte Volkswirtschaft nur noch um 6,1 Prozent zu (2018: + 6,6 Prozent). Auslöser hierfür waren der Handelsstreit mit den USA, aber auch die hohe Verschuldung, die die Staatsfirmen belastete. Mit hohen Investitionen in die Wirtschaft und die Infrastruktur versuchte die Regierung das Land innovativer und produktiver zu machen, was zunächst aber auf das Wirtschaftswachstum drückte. Indiens Wirtschaft konnte 2019 ebenfalls nicht mehr an das starke Wachstum des Vorjahrs (2018: + 6,8 Prozent) anknüpfen. Mit nur 4,8 Prozent wuchs das BIP 2019 sogar um zwei Prozentpunkte langsamer als von Experten erwartet.

Lateinamerikas Wirtschaft läuft mit einer geringen Wachstumsrate von gerade einmal 0,1 Prozent (2018: + 1,3 Prozent) in eine Rezession. Ein Grund hierfür war die schwache Wirtschaftsleistung Mexikos, einer der größten Volkswirtschaften Lateinamerikas.

Nach zwei Jahren Wachstum in Folge flaute Russlands wirtschaftlicher Aufschwung 2019 ab. Das BIP wuchs nur noch um 1,4 Prozent und verlor damit 1,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2018 (+ 2,5 Prozent).