Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

 

  • Betriebsergebnisrückgang auf 770 Millionen Euro
  • Investitionen auf Rekordniveau
  • Eigenkapitalquote bei 44,0 Prozent

Mit 770 Millionen Euro konnte die Würth-Gruppe das Vorjahresrekordergebnis in Höhe von 870 Millionen Euro nicht erreichen. Der Rückgang liegt bei 11,5 Prozent. Die Rendite verringerte sich dadurch auf 5,4 Prozent (2018: 6,4 Prozent). Das Betriebsergebnis errechnen wir als das Ergebnis vor Ertragsteuern, vor Abschreibungen auf Firmenwerte und Finanzanlagen, vor ergebniswirksamer Vereinnahmung negativer Unterschiedsbeträge, vor ergebniswirksamer Anpassung von Kaufpreisverbindlichkeiten aus Akquisitionen sowie vor ergebniswirksamen Veränderungen der Minderheitsanteile, die als Fremdkapital ausgewiesen sind.

 

 

Der Rückgang im Betriebsergebnis war in Deutschland mit –10,8 Prozent auf 389 Millionen Euro (2018: 436 Millionen Euro) nur geringfügig geringer als bei den Gesellschaften außerhalb Deutschlands mit –12,2 Prozent. Grund für den Ergebnisrückgang in Deutschland ist einerseits die aus Gruppensicht größere Abhängigkeit von der Automobilindustrie bzw. vom Maschinenbau. Die rückläufigen Entwicklungen dort führten zu Ergebnisbelastungen bei den Gesellschaften des Werkzeughandels, der Würth Elektronik Gruppe sowie einzelnen Produktionsunternehmen.

Der Anteil der deutschen Gesellschaften am Gesamtergebnis des Konzerns liegt bei 50,5 Prozent, die Umsatzrendite beträgt 6,6 Prozent (2018: 7,5 Prozent). Mit einem Betriebsergebnis von über 160 Millionen Euro leistete die Adolf Würth GmbH & Co. KG den mit Abstand größten Ergebnisbeitrag einer einzelnen Gesellschaft. Weitere Leistungsträger in Deutschland sind z. B. die Gesellschaften Würth Elektronik eiSos, Würth Industrie Service und Fega & Schmitt Elektrogroßhandel.

Bei den Gesellschaften außerhalb Deutschlands spielten konjunkturelle Abhängigkeiten ebenfalls eine Rolle bei der Ergebnisentwicklung. Hinzu kommen Restrukturierungsbedarf bei einzelnen Industriegesellschaften in den USA sowie die unter Druck geratene Rohertragsmarge. Die steigenden Einkaufspreise konnten nicht durchgängig an die Kunden am Markt weitergegeben werden. Schwierig ist auch nach wie vor die Situation in Großbritannien aufgrund der Unsicherheiten rund um das Thema Brexit. Aktuell sehen wir jedoch keine nennenswerten Auswirkungen des Brexits auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Würth-Gruppe. Die Gesellschaften außerhalb Deutschlands erzielten ein Betriebsergebnis von insgesamt 381 Millionen Euro (2018: 434 Millionen Euro).

Die Materialaufwandsquote liegt mit 50,1 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau (2018: 49,9 Prozent). Gestiegene Rohstoffpreise verhinderten eine gleichbleibende Quote des Materialaufwands. Die sonstigen betrieblichen Erträge liegen mit 108 Millionen Euro über dem Vorjahr (2018: 96 Millionen Euro). Der Anstieg um 12,0 Prozent ist vor allem auf eine Neubewertung von Earn-Out-Verbindlichkeiten im Bereich der US-Industriegesellschaften zurückzuführen.

Ende Dezember 2019 beschäftigte die Würth-Gruppe 78.686 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Kontakt von Mensch zu Mensch ist die Stärke unseres Direktvertriebs. Der Außendienst arbeitet eng mit unserem schlagkräftigen Innendienst zusammen, der abhängig von der jeweiligen Vertriebsstrategie die notwendige Unterstützung bietet. Die Vertriebsmannschaft wurde 2019 um 761 Beschäftigte verstärkt. Der Anstieg im Innendienst betrug 1,9 Prozent. Durch Akquisitionen kamen insgesamt 996 Mitarbeiter dazu. Die Personalaufwandsquote lag mit 27,0 Prozent leicht über dem Vorjahr (2018: 26,8 Prozent).

Die Abschreibungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mit 721 Millionen Euro nahezu verdoppelt (2018: 375 Millionen Euro). Der Hauptgrund hierfür ist die erstmalige Anwendung des IFRS 16. Die Anwendung dieses Standards führt zu einem Anstieg der Sachanlagen (Nutzungsrechte an Vermögenswerten) und dadurch bedingt zu einem Anstieg der Abschreibungen. Ohne Anwendung des IFRS 16 und ohne die Erhöhung der Wertminderungsaufwendungen bei Geschäfts- oder Firmenwerten in Höhe von 54,3 Millionen Euro im Bereich der US-Industriegesellschaften läge der Anstieg der planmäßigen Abschreibungen bei 7,9 Prozent. Dieser Anstieg ist bedingt durch die erhöhte Investitionstätigkeit sowie durch die realisierten Akquisitionen der Würth-Gruppe in den letzten Jahren.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent. Die Quote liegt mit 13,1 Prozent deutlich unter dem Vorjahr (2018: 14,7 Prozent). Dieser Rückgang ist jedoch maßgeblich beeinflusst durch die erstmalige Anwendung des IFRS 16. So wurden Miet-, Pacht- und Leasingkosten bislang unter den sonstigen betrieblichen Aufwendungen gezeigt. Aufgrund des neuen Standards sind diese Aufwendungen nun als Abschreibungen / Zinsaufwendungen klassifiziert. Bereinigt um diesen Effekt läge der Anstieg der sonstigen betrieblichen Aufwendungen bei 6,0 Prozent.

Die Steuerquote verringerte sich im Geschäftsjahr 2019 auf 18,8 Prozent (2018: 20,5 Prozent). Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung war eine Änderung in der Steuerbemessungsgrundlage kommender Geschäftsjahre in der Schweiz, die sich im Jahr 2019 durch Einbuchung einer aktiven latenten Steuer steuermindernd auswirkte. Ebenso wirkte sich eine Wertaufholung von bisher wertberichtigten temporären Differenzen positiv aus. Ein gegenläufiger Effekt ergab sich aus dem Anstieg der steuerlich nicht abzugsfähigen Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte, vor allem im Bereich der US-Industriegesellschaften. Zur detaillierten Analyse verweisen wir auf [10] „Ertragsteuern“ im Abschnitt G. Erläuterungen zur Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung im Konzern-Anhang.

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die Würth-Gruppe mit einem Umsatz von 14,3 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Trotz der Umsatzsteigerung lag das Betriebsergebnis mit 770 Millionen Euro unter dem Vorjahr. Der Jahresüberschuss reduzierte sich auf 595 Millionen Euro. Die Kennzahlen Rohertrag, den wir als Umsatz minus Wareneinsatz errechnen, Fluktuation und Umsatzproduktivität haben sich verbessert beziehungsweise bewegen sich auf einem akzeptablen Niveau. Das Umsatzziel wurde somit erreicht, das Betriebsergebnis lag hinter den Erwartungen der Konzernführung zurück. Berücksichtigt man die weltwirtschaftliche Entwicklung, die sich ab dem dritten Quartal 2019 deutlich eingetrübt hat, so sind dies zufriedenstellende Ergebnisse.

Investitionen und Cashflow
Wachstum gehört untrennbar zum Selbstverständnis der Würth-Gruppe. Wachstum durch Erschließen neuer Märkte und Wachstum in bestehenden Märkten setzt optimale Rahmenbedingungen voraus. Die Würth-Gruppe schafft diese unter anderem durch nachhaltige Investitionen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern rund 4,8 Milliarden Euro in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen investiert. Bei den Investitionen im vergangenen Geschäftsjahr in Höhe von insgesamt 705 Millionen Euro (2018: 635 Millionen Euro) lag der Schwerpunkt auf dem Ausbau von IT-Infrastruktur und Lagerkapazitäten für unsere Vertriebsgesellschaften sowie in den Bereichen Produktionsgebäude, technische Anlagen und Maschinen für unsere Produktionsgesellschaften.

 

 

Die SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH erweiterte ihre Produktionskapazitäten in Waldenburg mit einem modernen Hallenbau auf einer Grundfläche von 96 x 113 Metern. Dafür wurden knapp 1.700 Kubikmeter Holz verarbeitet – rund ein Viertel davon war BauBuche. Mit einer Spannweite von bis zu 82 Metern mit nur einer Mittelstütze zeigt der innovative Baustoff BauBuche höchste Stabilität. Die Investitionssumme beläuft sich insgesamt auf rund 30 Millionen Euro. Mit der bewussten Entscheidung, mit Holz zu bauen, setzt SWG ein Zeichen und weist auf den positiven Effekt des Naturbaustoffs für den Klimaschutz durch CO2-Speicherung hin.

Die größte Investition in ihrer Firmengeschichte tätigte die Grass GmbH, Österreich mit dem Bau eines Zentrallagers in Hohenems. Der Hersteller von Bewegungssystemen für hochwertige Möbel errichtete ein Logistikzentrum mit modernem Büro- und Kundencenter, um das Supply-Chain-Management zu optimieren. Ab Mitte 2020 werden rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hohenems arbeiten. Das Zentrallager bietet auf 22 Ebenen insgesamt 37.800 Paletten-Stellplätze. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 70 Millionen Euro.

Neben den Unternehmen der Allied Companies investierten auch die Gesellschaften der Würth-Linie kräftig in den Ausbau der Vertriebsaktivitäten. In den letzten 18 Monaten hat Würth Österreich 20 Millionen Euro in die umfangreiche Erweiterung und Modernisierung des Logistikzentrums am Standort der Unternehmenszentrale in Böheimkirchen investiert. Mit der Erweiterung wurden 60.000 zusätzliche Lagerplätze durch ein vollautomatisiertes Shuttle-Lager geschaffen. Mehr als 55.000 Kunden vertrauen österreichweit auf Würth. Durchschnittlich werden pro Tag circa 6.000 bis 7.000 Packstücke mit einem Gesamtgewicht von 80 Tonnen versendet. Mit der Erweiterung und Modernisierung der Logistik wurde auch die Entscheidung für den Umstieg auf umweltfreundliche Energiegewinnung am Standort Böheimkirchen getroffen. Durch die neue, innovative Fördertechnik kann der Verbrauch an benötigtem Füllmaterial durch individuelle Anpassung der Kartonhöhe deutlich reduziert werden. Die eingesetzten Bio-Luftkissen aus Kartoffel- und Maisstärke sind zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Parallel zur Logistikerweiterung wurde bereits im Sommer 2019 die derzeit größte Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlage Niederösterreichs mit einer Leistung von 730 kWp (Kilowattpeak) in Betrieb genommen.

Nach über einem Jahr der Planungs- und Bauphase fand im Januar 2020 der Umzug in ein neues Lagergebäude inklusive Büroräume bei Würth Tschechien statt. Das Lager bietet Platz für 3.000 Paletten- und 15.000 Fachbodenplätze und ist Basis für das geplante Wachstum der Gesellschaft sowie für eine Erhöhung der Produktivität in der Logistik. Die Höhe der Investition beläuft sich auf knapp 11 Millionen Euro.

Zusätzlich zu den Investitionen in Produktions- und Lagerflächen haben wir wie auch in den vergangenen Jahren in unser Lagermanagementsystem ORSY® investiert, das unseren Kunden eine bedarfsgerechte Lagerung und Bereitstellung verschiedener Ge- und Verbrauchsartikel bietet.

Insgesamt entfielen mit 371 Millionen Euro 52,6 Prozent des Investitionsvolumens auf Deutschland, was Ausdruck der nach wie vor großen Bedeutung des Heimatmarkts für die Würth-Gruppe ist.

Durch ein effizientes Investitionscontrolling mit ausgefeilten Erfassungs- und Auswertungsmöglichkeiten ist die Konzernführung jederzeit in der Lage, auf sich ändernde Rahmenbedingungen schnell zu reagieren. Auch dadurch haben wir 2019 erneut unser Ziel erreicht, die Investitionen in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen vollständig aus dem operativen Cashflow zu finanzieren. Dieser lag bei 1.123 Millionen Euro (2018: 751 Millionen Euro) und damit um 49,5 Prozent über dem Vorjahr. Auch bei diesem Zuwachs hat die erstmalige Anwendung des IFRS 16 erheblichen Einfluss. Weitere positive Effekte ergeben sich aus dem geringeren Bestandsaufbau der Vorräte sowie der geringeren Zunahme der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen im Vergleich zu 2018. Ein gegenläufiger Effekt aus dem geringeren Anstieg der Verbindlichkeiten aus Finanzdienstleistungen konnte mehr als kompensiert werden.

Einkauf
Das Jahr 2019 war stark von sich abschwächenden Wirtschaftsaussichten geprägt. Dies zeigen auch die Einkaufsmanagerindizes der drei führenden Volkswirtschaften der Welt (Euro-Zone, USA, China), die als Frühindikatoren der Entwicklung dieser Wirtschaftsräume herangezogen werden können.

Der Einkaufsmanagerindex der Euro-Zone sank schon zu Beginn des Jahres 2019 unter die wichtige Wachstumsmarke von 50 Punkten und endete im Dezember 2019 bei 46,3 Punkten. Somit gehen führende Einkäufer dieser Wirtschaftszone von einer negativen Marktentwicklung aus.

Ähnlich verhält sich auch der Einkaufsmanagerindex für die Volkswirtschaft der USA. Dieser fiel zum Jahresende 2019 auf 47,2 Punkte und liegt ebenfalls deutlich unter der 50-Punkte-Wachstumsmarke. Demgegenüber wies der Einkaufsmanagerindex für China 2019 keine sinkende Tendenz auf, jedoch war er im Jahresverlauf sehr volatil. Im Dezember 2019 stieg er auf 51,5 Punkte an und überschritt dabei als einzige Kenngröße die 50-Punkte-Wachstumsmarke.

Die Beschaffungsmärkte waren 2019 spürbar von den Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China sowie der im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgekühlten Weltkonjunktur geprägt. Die 2018 noch teilweise vorherrschende Rohstoffknappheit, wie z. B. bei Kältemitteln, war 2019 überwunden. Auch die angespannte Auslastungssituation vieler Hersteller und die daraus resultierenden langen Lieferzeiten normalisierten sich im Jahresverlauf. So waren besonders im vierten Quartal 2019 bei der Beschaffung von Verbindungselementen deutliche Kapazitätslücken bei den Lieferanten spürbar. Gleichwohl zeichneten sich einzelne Produktbereiche im Jahresverlauf zeitweise durch sehr lange Lieferzeiten aus, so z. B. bei Motorölen.

Der Euro-Dollar-Kurs wies über das gesamte Jahr hinweg eine negative Tendenz auf. So sank der Wechselkurs von 1,145 im Januar 2019 auf 1,123 Ende Dezember. Diese Kursentwicklung beeinflusste die Produktbeschaffung aus Drittländern negativ.

Für 2020 gehen wir davon aus, dass die großen Volkswirtschaften noch immer von den Folgen des konjunkturellen Abschwungs von 2019 geprägt sind. Der bisher vorherrschende Verkäufermarkt wird sich deutlich in einen Einkäufermarkt verändern. Die sich daraus ergebenden Chancen für die Einkäufer zur Preisoptimierung gilt es zu nutzen.

Im Laufe des Jahres 2019 wurde eine Value-Management-Funktion zur weiteren Optimierung der Einkaufsabläufe der Würth-Linie ins Leben gerufen. Ziel dieser Funktion ist es, durch wertanalytische Ansätze die Produkt-Preistransparenz innerhalb der Funktion Einkauf der Würth-Linie zu stärken, um hierdurch die Einkäufer bei Verhandlungen mit Lieferanten zusätzlich zu unterstützen.

 

 

Vorräte und Forderungen
Vorräte und Forderungen sind für die Würth-Gruppe als international tätigen Konzern wesentliche Bilanzpositionen, deren Management und Optimierung permanent im Fokus der Unternehmensleitung stehen. Beide Bilanzpositionen erlauben relativ kurzfristig eine Steuerung und Optimierung der Liquidität und Kapitalbindung im Konzern. Dabei gilt es jeweils, die richtige Balance im Spannungsfeld zwischen Sicherstellung einer hohen Kundenzufriedenheit mittels optimalem Lieferservice und adäquaten Zahlungszielen einerseits und Optimierung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen andererseits zu finden.

Das Umsatzwachstum im Geschäftsjahr 2019 in Höhe von 4,8 Prozent ging einher mit einem Anstieg der Vorräte und Forderungen. Die Zunahme des Vorratsbestands auf 2.288 Millionen Euro verlief mit einem Anstieg von 3,7 Prozent unterproportional zum Umsatz (2018: 2.205 Millionen Euro). Durch Akquisitionen kamen Bestände in Höhe von 40,9 Millionen Euro hinzu.

Nachdem die Vorratswerte in den ersten drei Quartalen 2019 angestiegen sind, wurde das Lagerbestandscontrolling in den jeweiligen Geschäftsbereichen intensiviert, um dem Bestandsaufbau entgegenzuwirken. Zusätzlich wurden in enger Abstimmung zwischen dem Zentraleinkauf und dem Produktmanagement Sortimentshygieneprojekte im Kernsortiment weiter vorangetrieben. Ziel dieser Projekte war es, Produkte mit geringen Zugriffszahlen zu eliminieren, um somit das Kernsortiment in Summe um 10.000 Artikel zu reduzieren. Der auf Basis von 12 Monaten berechnete Lagerumschlag reduzierte sich leicht von 4,8-mal Ende 2018 auf 4,7-mal Ende 2019.

Aufgrund der insgesamt hohen Lagerbestände war die Lieferbereitschaft über das gesamte Jahr hinweg durchgängig auf einem hohen Niveau. 2019 lag der Servicegrad bei 97,3 Prozent, das heißt von 100 bestellten Positionen wurden 97 am nächsten Tag beim Kunden angeliefert. Mit diesem Service wollen wir die Kunden nicht nur zufriedenstellen, sondern begeistern.

Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stiegen mit 4,8 Prozent auf 1.975 Millionen Euro (2018: 1.885 Millionen Euro). Durch Akquisitionen kamen Forderungsbestände in Höhe von 102 Millionen Euro hinzu. Mithilfe ausgefeilter Controllingsysteme und der damit möglichen schnellen Reaktion auf sich andeutende Fehlentwicklungen sowie durch ein perfektes Zusammenspiel von Vertrieb und Forderungsmanagement gelingt es der Würth-Gruppe seit Jahren, ein niedriges Niveau der Forderungsbestände im Verhältnis zum Umsatz zu erreichen. Die entsprechende Kennzahl Debitorentage (auf Basis einer 12-Monats-Berechnung) konnte mit 54,8 Tagen allerdings nicht ganz das Niveau aus dem Jahr 2018 halten (53,6 Tage). Wir sind mit diesem Ergebnis dennoch zufrieden, wenn man berücksichtigt, dass der Anstieg vornehmlich durch die Akquisitionen des Elektrogroßhandels in Italien einhergeht, wo es traditionell längere Zahlungsziele gibt.

Erfreulich ist, dass die Debitorentage in Deutschland seit Jahren auf einem niedrigen Niveau von 42 Tagen liegen.

Wir werden auch weiterhin durch eine leistungsstarke Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Debitorenmanagement und mittels verfeinerter Analysen an der Optimierung der Forderungsbestände arbeiten. Kritisch sehen wir das Zahlungsverhalten in Osteuropa, Südeuropa, China, im Mittleren Osten und in Indien, das sich wachstumshemmend auswirkt.

Der Prozentsatz der Forderungsausfälle und der Aufwendungen aus der Zuführung zu Wertberichtigungen bezogen auf die Umsatzerlöse erhöhte sich auf 0,4 Prozent (2018: 0,3 Prozent).

Finanzierung
Das Eigenkapital der Würth-Gruppe stieg im vergangenen Jahr um 7,4 Prozent auf 5.554 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 382 Millionen Euro. Mit diesem Zuwachs konnte die Eigenkapitalquote auf einem für ein Handelsunternehmen hohen Niveau von 44,0 Prozent gehalten werden (2018: 47,1 Prozent). Der Rückgang der Eigenkapitalquote ist im Wesentlichen auf die erstmalige Anwendung des IFRS 16 zurückzuführen. Die gute Eigenkapitalausstattung ist seit Jahren die Basis einer konstant hohen finanziellen Stabilität sowie der soliden Finanzierung der Unternehmensgruppe und stärkt das Vertrauen der Kunden und Lieferanten in den Konzern. Ursache dafür ist die für einen Familienkonzern typische Verhaltensweise, Gewinne weitgehend in das Unternehmen zu reinvestieren. Die hohe Eigenmittel-Finanzierung stellt eine relativ große Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern sicher. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 1.653 Millionen Euro auf 12.627 Millionen Euro (2018: 10.974 Millionen Euro). Der Anstieg um 15,1 Prozent ist zur Hälfte auf die erstmalige Anwendung des IFRS 16 zurückzuführen. 885 Millionen Euro wurden erstmalig als Nutzungsrechte an Vermögenswerten ausgewiesen. Im Gegenzug wurden auf der Passivseite erstmals Leasingverbindlichkeiten in Höhe von 910 Millionen Euro ausgewiesen. Zur Bilanzsummenerhöhung trug auch der Anstieg des Sachanlagevermögens bei. Entsprechend erhöhte sich die Nettoverschuldung ohne IFRS-16-Effekte von 1.207 Millionen Euro 2018 auf 1.356 Millionen Euro.

Die Finanzdienstleistungsaktivitäten trugen ebenfalls zum Bilanzsummenwachstum bei. Die Refinanzierung im Bankgeschäft erfolgte vorwiegend durch Kapitalsammelstellen und Refinanzierungsprogramme der Europäischen Zentralbank, im Bereich Leasing hauptsächlich durch das eigens dafür aufgelegte ABCP-Programm („Asset Backed Commercial Paper“-Programm), ein KfW-Globaldarlehensprogramm sowie durch Forfaitierungen und interne Mittel.

Seit über 20 Jahren unterzieht sich die Würth-Gruppe einem jährlichen Ratingprozess. Standard & Poor’s als führende Rating-Agentur bestätigte 2019 erneut das Rating der Würth-Gruppe mit A /outlook stable. Die Bewertung spiegelt das Vertrauen in die künftige erfolgreiche Entwicklung des Geschäftsverlaufs und der Finanzkennzahlen wider. Die Chancen und Perspektiven der Würth-Gruppe werden positiv eingeschätzt. Das seit Jahren gute Rating ist nicht nur Ausdruck einer positiven Bonitätseinstufung, sondern auch Zeichen einer kontinuierlichen und erfolgreichen Entwicklung der Unternehmensgruppe und der Stabilität unseres Geschäftsmodells.

Zum Ende des Geschäftsjahrs 2019 verfügt die Würth-Gruppe über drei am Kapitalmarkt emittierte Anleihen sowie ein US Private Placement. Alle hiermit im Zusammenhang stehenden Covenants wurden eingehalten. Im Jahr 2020, 2022 und 2025 werden Anleihen in Höhe von je 500 Millionen Euro sowie im Jahr 2021 das Private Placement von 200 Millionen US-Dollar fällig. Die Fälligkeiten sind demzufolge gut verteilt. Für weitere Angaben zur Fälligkeit und Zinsstruktur verweisen wir auf die Ausführungen im Konzern-Anhang [26] „Finanzschulden“ im Abschnitt H. Erläuterungen zur Konzern-Bilanz.

Zum 31. Dezember 2019 verfügte die Würth-Gruppe über liquide Mittel in Höhe von 477 Millionen Euro (2018: 493 Millionen Euro). Zusätzlich besitzt die Gruppe eine bisher nicht genutzte, von einem Bankenkonsortium bis Juli 2023 fest zugesagte Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro. Die Liquiditätsreserven sind also ausreichend. Zur Refinanzierung der 2020 fälligen Anleihe werden im Verlauf des aktuellen Geschäftsjahrs voraussichtlich im Rahmen des bestehenden „Euro Medium Term Notes“-Programms Finanzmittel am Kapitalmarkt aufgenommen. Dieses Programm bietet eine hohe Flexibilität bei der Emission von Anleihen und dient der langfristigen Finanzierung der Würth-Gruppe.