Prognosebericht

 

Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus befindet sich die Weltwirtschaft in einer volatilen Lage. Deshalb sind Prognosen hinsichtlich Wachstumsperspektiven für die einzelnen Volkswirtschaften derzeit nur erschwert möglich. Im folgenden Prognosebericht sind die Aussichten der Experten bis zum Stichtag 18. März 2020 berücksichtigt. Für das Jahr 2020 blicken Experten verhalten in die Zukunft. Die Weltwirtschaft hatte sich zu Jahresbeginn zwar ein wenig stabilisiert, doch bereits im Februar wendete sich das Blatt und der IWF revidierte seine erst im Januar 2020 verkündeten Prognosen für das laufende Jahr. Der Grund: das Coronavirus. Laut OECD könnte sich das weltweite Wirtschaftswachstum im schlimmsten Fall sogar halbieren: von 2,9 Prozent im Jahr 2019 auf nur noch 1,5 Prozent im Jahr 2020, was für einige Volkswirtschaften eine Rezession bedeuten würde. Produktionsausfälle, Tourismusrückgang, Absagen von Großveranstaltungen, Grenzschließungen, Einbruch des sozialen Lebens – all das sind Folgen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus. Es wird weiterhin mit einer Zuspitzung der Lage und teilweise exponentiellem Anstieg der Virusinfektionen gerechnet, was eindeutige Prognosen derzeit unmöglich macht.

Nachdem Experten Anfang des Jahres für die deutsche Wirtschaft noch ein Ende der Talfahrt prognostizierten, wird mittlerweile von einer Rezession ausgegangen. Nach einem schwachen Wachstum von lediglich 0,6 Prozent im vergangenen Jahr soll die deutsche Wirtschaftsleistung 2020 um 0,1 Prozent schrumpfen. Das wäre das erste Negativwachstum seit der Finanzkrise im Jahr 2009. Damit sind die Prognosen für Deutschland, dem größten Absatzmarkt der Würth-Gruppe, alles andere als rosig. Allen voran die Corona-Pandemie und ihre Folgen führen zu einem dystopischen Szenario. Die Einschränkung der globalen Wirtschaft, die Nachfrageschwäche in China, Investitionsstopps und der Einbruch des weltweiten sozialen Lebens sind sicherlich die primären Gründe für den wirtschaftlichen Abschwung. Doch auch aktuell weniger präsente Themen wie die noch nicht absehbaren Auswirkungen des Konflikts zwischen den USA und dem Iran auf die Rohstoffpreise, der tiefgehende Wandel in der Automobilindustrie, die Syrien-Krise, die Folgen des Brexits und der globale Klimawandel tragen dazu bei.

Als Wachstumstreiber für das Jahr 2020 galten vor der Ausbreitung des Coronavirus der anhaltende Konsum und die florierende Bauwirtschaft. Der allgemeine Konsum wird aktuell stark heruntergefahren und auch die Bauwirtschaft spürt die Auswirkungen der Pandemie. Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft korrigierte ihre bisherige Annahme von 5,5 Prozent Umsatzwachstum auf 4,0 Prozent und damit auf 142,7 Milliarden Euro (2019: 137,2 Milliarden Euro). Produktionsrückgänge und Investitionsstopps könnten die Bauwirtschaft aber auch noch härter treffen.

Die Würth-Gruppe hat ihren Umsatzschwerpunkt in der Euro-Zone. Mit einem Wachstum von 1,2 Prozent wuchs das BIP in den Ländern der Währungsunion 2019 erneut langsamer als im Vorjahr (2018: + 1,9 Prozent). Für das Jahr 2020 gehen Experten mittlerweile von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um – 1,0 Prozent aus. Die Brüsseler Behörden prognostizieren sogar eine Abnahme des BIP für 2020 um – 2,5 Prozent. Auch Spaniens Wirtschaft werde aufgrund des Coronavirus schrumpfen. Sachkenner gehen von einem Negativwachstum von – 1,2 Prozent aus (2019: + 2,0 Prozent). Italien, derzeit in Europa am stärksten gebeutelt durch die Auswirkungen des Coronavirus, muss für das Jahr 2020 mit einer Stagnation des BIP rechnen (2019: + 0,2 Prozent). Auch Frankreich hat für 2020 ein negatives Wirtschaftswachstum von – 0,9 Prozent zu erwarten (2019: + 1,2 Prozent). Das Coronavirus hat die europäische Wirtschaft fest im Griff.

In Großbritannien bleiben die Unsicherheiten auch über den Brexit hinaus bestehen. Die Bank of England nimmt für 2020 eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 1,1 Prozent an (2019: + 1,4 Prozent).

In den USA verlor die Wirtschaft an Fahrt und verzeichnete 2019 ein Wachstum von 2,3 Prozent. Auch für 2020 ist keine Entspannung in Sicht und die Wirtschaft der USA schwächt sich noch einmal um 0,4 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent ab.

In China und Indien wurde 2019 ein deutlich schwächeres Wachstum erzielt. Chinas Konjunktur litt unter dem Handelskonflikt mit den USA und wuchs nur um 6,1 Prozent. Für 2020 hat der IWF in seiner jüngsten Vorhersage die Wachstumsprognose für China deutlich gesenkt – bedingt durch den totalen Produktionsausfall Anfang des Jahres 2020. Der IWF erwartet für China 2020 lediglich ein Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent, die OECD sogar nur von 4,9 Prozent statt der noch im Januar vorhergesagten 6,0 Prozent. Das wäre das schwächste Wachstum seit Anfang der 1990er-Jahre. Indien blickt auf eine deutlich schwächere Wirtschaft 2019 (+ 4,8 Prozent) zurück. Laut Experten ändert sich das auch 2020 nicht (+ 4,9 Prozent). Allerdings sind die Auswirkungen des Coronavirus dort auch erst am Anfang.

Lateinamerika wird nach einer kurzen Flaute im vergangenen Jahr nach Expertenmeinungen 2020 wieder einen Aufschwung erleben. Zwar gehen die Anti-Regierungsproteste auch in diesem Jahr weiter und besonders der Rohstoffexport nach China leidet sehr unter dem Coronavirus, es wird dennoch ein Anstieg des BIP von 1,1 Prozent (2019: + 0,1 Prozent) prognostiziert.

In Russland deutete sich nach der Neubesetzung der Regierung zu Beginn des Jahres eine Kehrtwende hin zu einer ausgabenfreudigeren, das Wachstum stärker ankurbelnden Wirtschaftspolitik an. Aufgrund der Pandemielage gehen Experten mittlerweile von einem Schrumpfen der Wirtschaft auf – 0,6 Prozent aus.

 

Entwicklung der Würth-Gruppe

 

  • Erneuter Umsatzrekord
  • Ausweitung der Herstellerkompetenz
  • Fokus auf Innovationen in den Kerngeschäftsfeldern

Mit einem Umsatz von 14,3 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von 770 Millionen Euro erreichte die Würth-Gruppe 2019 einen neuen Umsatzrekord, bei rückläufigem Ergebnis. Die Steigerung beim Umsatz beläuft sich auf 4,8 Prozent, das Minus beim Betriebsergebnis beträgt 11,5 Prozent. Ein neuer Rekord beim Umsatz zeigt, dass unsere Kunden die Qualität unserer Produkte und das große Angebot an Serviceleistungen schätzen und Würth als Lieferanten fest in ihren Betriebsprozessen verankert haben. Ursache für das rückläufige Betriebsergebnis ist unter anderem die unter Druck geratene Rohertragsmarge. Die steigenden Einkaufspreise konnten nicht durchgängig an die Kunden am Markt weitergegeben werden. Zudem hat die Würth-Gruppe weiter in den Ausbau des Geschäftsmodells und in Wachstumsinitiativen investiert. Darüber hinaus litt die Würth-Gruppe in renditestarken Geschäftsbereichen unter konjunkturellen Einflüssen, vornehmlich aus der Automobil- und Maschinenbauindustrie.

Die Erreichbarkeit für unsere Kunden stand für uns auch 2019 im Fokus. Mit dem weiteren Rollout des Würth24 Konzepts rücken wir noch näher an unsere Kunden heran und bieten ihnen maximale Flexibilität bei der Deckung des Sofortbedarfs. Das Konzept vereint digitalen und stationären Handel. Der Zugang zur Niederlassung erfolgt über die Würth App mittels QR-Code. Innovativste Technik übernimmt die Waren- und Auftragserfassung elektronisch. So machen wir die Chancen der Digitalisierung in Produkt und Service für unsere Kunden verfügbar und entwickeln traditionelle Modelle weiter.

Ganz entscheidend für uns ist, dass wir die Kunden entlasten. Wir möchten sie bei ihrer täglichen Arbeit bestmöglich unterstützen. Daher spielt es für uns keine Rolle, wo unsere Kunden sind und wie bzw. wann sie bestellen oder mit uns in Kontakt treten möchten – wir bieten für jeden Kunden den passenden Kanal. Unsere Mitarbeiter im Außendienst als zentrale und persönliche Ansprechpartner sind hierbei ein wesentlicher Erfolgsfaktor und nach wie vor Rückgrat des Unternehmens. In unserem Außendienst und unseren Niederlassungen bündeln wir unsere Fachkompetenz und schaffen gleichzeitig eine geografische Nähe zum Kunden. Um es ihnen möglichst einfach zu machen, ergänzen digitale Möglichkeiten unsere klassischen Vertriebskanäle. Dazu gehört nicht nur unser Onlineshop, vielmehr zählen dazu auch automatische Bestellsysteme, die C-Teile wie Schrauben selbstständig nachbestellen, oder digitale Services wie verschiedene Onlineplaner und Konfiguratoren, zum Beispiel zur Bemessung von Dübeln.

Seit Dezember 2018 produzieren wir unsere Akku-Maschinen für Profi-Handwerker selbst. Auch im Jahr 2019 haben wir unsere eigene Akku-Schnittstelle M-CUBE® konsequent weiter ausgebaut und neue Maschinen eingeführt. Wie viel Hersteller- und Entwicklungskompetenz in der Würth-Gruppe steckt, zeigen auch andere Beispiele wie das Verstärkungssystem RELAST®. Die TOGE Dübel GmbH & Co. KG, eine Tochtergesellschaft der Würth-Gruppe mit Sitz in Nürnberg, hat das System entwickelt und 2019 die bauaufsichtlichen Zulassungen dafür erhalten. Mit RELAST® können komplexe Sanierungsmaßnahmen an Brücken, Parkhäusern, Tunneln, Unterführungen und Gebäuden einfach, schnell und effizient realisiert werden. Und das bei laufendem Betrieb.

Im Jahr 2020 begeht die Würth-Gruppe ein ganz besonderes Jubiläum: Die Adolf Würth GmbH & Co. KG und damit die Würth-Gruppe wird 75 Jahre alt. Gleichzeitig feiert Reinhold Würth seinen 85. Geburtstag, nachdem er 2019 sein 70-jähriges Dienstjubiläum begangen hat. Von Beginn an prägte er die nun traditionsreiche Unternehmenskultur der Würth-Gruppe, die auf Bescheidenheit, visionärem Denken und gegenseitigem Respekt aufbaut.

Ausbau der Logistik
Im Mai 2020 weihen wir das neue Umschlaglager direkt an der A6 ein. Mit dieser Drehscheibe für Warenströme in ganz Europa hat Würth die Logistik aus Kundensicht neu gedacht. Nach dem Motto „Alles in einem Paket“ bündeln wir die Bestellungen, damit der Kunde genau eine Sendung erhält, was Packstücke und Füllmaterial reduziert. Die Investitionssumme beläuft sich auf 73 Millionen Euro. Diese weitere Logistikinvestition der Würth-Gruppe ist einerseits ein klares Bekenntnis zur weiteren Standortentwicklung in Hohenlohe und spricht andererseits für das weitere Wachstum der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Das Lager bietet 74 Andockstellen für Lkw und hat eine Grundfläche von rund 50.000 Quadratmetern. In den drei Lagerzonen gibt es 12.800 Palettenplätze sowie 4.000 Meter Regallänge für Langgüter, z. B. für bis zu 6 Meter lange Montageschienen, und über 10.000 Quadratmeter Blocklagerfläche für sperrige Artikel wie beispielsweise Schubkarren. Etwa 300 Beschäftigte werden dort im Zweischichtbetrieb arbeiten.

Aktivitäten im E-Business
Die Implementierung der weltweiten E-Business-Strategie steht weiterhin im Fokus der Würth-Gruppe. Die zentralen Onlineshop-, App- und E-Procurement-Lösungen werden mittlerweile von über 60 Gesellschaften eingesetzt und weiter multipliziert, um eine einheitliche technische Basis zu schaffen und Innovationen und Weiterentwicklungen schnell international skalieren zu können. Der Onlineshop wurde mittlerweile in Deutschland, Österreich und den Niederlanden zum Beispiel von der renommierten Fachzeitschrift Internet World Business als bester B2B-Shop ausgezeichnet. Aufbauend auf dieser Technologiebasis werden unterschiedlich gestaltete Digitalstrategien in den verschiedenen Business Units der Würth-Gruppe umgesetzt. Diese beinhalten beispielsweise regionale Recruiting- und Budgetpläne, enge Kooperationen mit Digital-Marketing-Agenturen, Tech-Start-ups oder Softwareherstellern sowie intensive interne und externe Trainingsprogramme. Innerhalb der Würth-Linie gewinnen E-Procurement-Lösungen und die Kooperation mit Plattformen weiter an Bedeutung, um die Beschaffungsprozesse der Kunden ganzheitlich optimieren und automatisieren zu können. Hierfür werden weltweit spezialisierte Teams aufgebaut und ausgebildet, die Großkunden proaktiv beraten und kundenindividuelle Lösungen implementieren. Big Data ist ein weiterer wichtiger Ansatz, um vor allem Digital-Marketing-Aktivitäten datengestützt zu automatisieren und zielgruppenspezifisch einzusetzen. Neben einem spezialisierten Team in Berlin wurden in mehreren Einzelgesellschaften Data Scientists und Analysts aufgebaut, um aus dem Einkaufs- und Informationsverhalten unserer Kunden Vertriebsaktivitäten abzuleiten und neue Servicebausteine zu entwickeln.

Gesamtaussage zur zukünftigen Entwicklung der Würth-Gruppe
Profitables Wachstum ist der Treiber aller Aktivitäten der Würth-Gruppe und somit strategisches Ziel. Zur Erreichung dieses Ziels gibt es für jeden Geschäftsbereich ein spezifisches Maßnahmenbündel. Diese Maßnahmen haben geschäftsbereichsübergreifend eine Gemeinsamkeit: den Ausbau unserer Vertriebsmannschaft, um näher beim Kunden zu sein und dessen Bedürfnisse noch besser und schneller zu erkennen und zu erfüllen. In der Würth-Linie, dem mit 57 Prozent Umsatzanteil größten Geschäftsbereich, setzen wir auf den weiteren Ausbau unseres Multi-Kanal-Ansatzes, bestehend aus Außendienst, Abholshops und E-Business. Dieser Multi-Kanal-Ansatz kommt mehr und mehr auch im Ausland zum Einsatz, wo unsere Marktanteile noch geringer sind.

Die Wirtschaftsexperten blicken sehr verhalten auf das Jahr 2020. Der Grund: das Coronavirus. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung breitete sich das Coronavirus weltweit Tag für Tag weiter aus und die Zahl der Neuinfektionen stieg rasant an. Die wichtigste Aufgabe ist es, dafür Sorge zu tragen, dass sich das Virus möglichst langsam verbreitet, um die medizinische Versorgung für möglichst viele Menschen sicherzustellen.

Unter dem Einfluss dieser aktuellen Pandemie ist eine valide Planung der Steuerungsgrößen für das Jahr 2020 nicht möglich und die Sicherung der Liquidität der Würth-Gruppe hat oberste Priorität. Die Würth-Gruppe erwartete vor Auftreten der Corona-Pandemie für 2020 ein mittleres einstelliges Wachstum und ein proportional steigendes Betriebsergebnis, da sich ein leichter Aufschwung andeutete. Die wirtschaftlichen Folgen werden erheblich sein und sind derzeit noch völlig unabsehbar. Aufgrund des guten Ratings, der vorsichtigen Finanzpolitik und einer radikalen Ausgabendisziplin ist die Würth-Gruppe gut aufgestellt, um mit der Krise umzugehen und speziell nach deren Abflauen unseren Kunden mit allen Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung zu stehen. Auch durch die Krise beziehungsweise nach der Krise entstehende Akquisitionsmöglichkeiten werden entsprechend dem seitherigen Akquisitionsverhalten weiter zu unserer Wachstumsstrategie gehören.